aus dem Besitz von August dem Starken,
Sachsen 1697 VERKAUFT!
Farbloses Glas, auf der nahezu zylindrischen Wandung dekoriert in farbiger Emailmalerei
mit sächsischem Gesamtwappen unter Band mit
den Initialen „F.A.H.Z.S.I.C.B.E.U.W.C“
(Friedrich August Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve, Berg, Engern und Westfalen, Churfürst),
darunter Bezeichnung
„Moritzburgische Kellerey“ und Datierung 1697,
auf der Rückseite und auf dem Deckel Rautenornamente,
unterhalb des Lippenrandes Goldband zwischen Punktreihen, auf dem Fußrand Strichreihen,
unter dem Boden Inventarnummern A.75 (weiß);
G 259 (gelb) und 39500x (eingeritzt)
Provenienz: Schloss Moritzburg bei Dresden
(bis 1945),
Kunstgewerbemuseum Dresden Schloss Pillnitz
Kurfürst Friedrich August I. (als König von Polen FA II.) „August der Starke“ (1670-1733; reg. 1694-1733):
Friedrich August der Starke wurde am 12. Mai 1670 als zweitältester Sohn Johann Georgs III. von Sachsen und der Prinzessin Anna Sophie von Dänemark und Norwegen in Dresden geboren. Er stammte aus der albertinischen Linie des Fürstengeschlechts der Wettiner und war von 1694 – 1733 Kurfürst von Sachsen (als Friedrich August I.) sowie später König von Polen und Großherzog von Litauen (als August II.) in Personalunion.
August wurde nach dem Tod seines Bruders 1694 unerwartet neuer Kurfürst von Sachsen, womit in der sächsischen Geschichtsschreibung das sog. Augusteische Zeitalter begann, welches seine Regierungszeit und die seines Sohnes zusammenfasst.
Als wirtschaftlich bedeutsame Errungenschaften während seiner Regierungszeit erwiesen sich z.B. die Gründung der ersten Staatsbank im deutschen Raum 1698 (Sitz: Leipzig), die Errichtung einer Landeslotterie 1715, die Einführung des Gregorianischen Kalenders 1700 und der schriftlichen Messrelationen (ab 1729) sowie die Landesvermessung und Reform der sächsischen Post um 1722, welche damals die schnellste im Deutschen Reich wurde. Bekannt ist zudem die Nacherfindung des Porzellans durch Tschirnhaus und Böttger, die 1710 zur Gründung der Meißner Porzellanmanufaktur führte. Neben dieser Errungenschaft betätigte er sich auch selbst als Unternehmer, z. B. mit der Olbernhauer Waffenschmiede sowie der Fayence-Manufaktur von 1708 in der Neuen Königsstadt. Insgesamt wurden in Augusts Regierungszeit in Sachsen 26 Manufakturen geschaffen, so auch für die Produktion von Spiegeln, Gewehren, Tuch, Gold- und Silbergespinste (sog. „Leonische Waren“), Damast, Blaufarben und Tapeten.
Am 20. Januar 1693 heiratete er in Bayreuth Christiane Eberhardine (* 29. Dezember 1671 in Bayreuth; † 5. September 1727 in Pretzsch), Prinzessin von Brandenburg-Bayreuth. Sie hatten zusammen nur ein Kind: Friedrich August II./August III. (* 17. Oktober 1696 in Dresden; † 5. Oktober 1763 in Dresden); dieser folgte seinem Vater auf die Throne von Sachsen und Polen. August wurde vor allem bekannt durch seine, zur damaligen Zeit jedoch nicht ungeläufige, Mätressenwirtschaft, unter anderem 1704-1713 mit Gräfin Anna Constantia von Brockdorf, spätere Gräfin v. Cosel. So wurden ihm von Wilhelmine von Bayreuth die übertriebene Zahl von über „354 Kindern“ angedichtet. Überliefert und von ihm anerkannt sind jedoch acht weitere Nachkommen.
Seine Beinamen „der Starke“, „sächsischer Herkules“ und „eiserne Hand“ beziehen sich auf die mitunter zur Schau gestellte körperliche Kraft, die er von seiner Vorfahrin Cimburgis von Masowien „geerbt“ haben soll. So soll er in der Lage gewesen sein, ein Hufeisen mit den bloßen Händen zu zerbrechen und Eisenstangen zu verbiegen. Es wird aber eher angenommen, dass diese für ihn aus einer speziellen, leicht verformbaren Legierung gegossen wurden. Seine Körpergröße von 1,76 Metern war jedoch für damalige Verhältnisse überdurchschnittlich.
August der Starke gilt als eine der schillerndsten Figuren höfischer Prachtentfaltung des deutschen Absolutismus und begründete durch seine rege Bautätigkeit und Sammelwut im Wesentlichen den Ruf Dresdens als prunkvolle barocke Kulturmetropole, der bis heute nachwirkt.
Zu Lebzeiten verwickelte er jedoch seine Untertanen in den glücklosen Nordischen Krieg und seine Unfähigkeit zu inneren Reformen im Polnisch-Litauischen Staat erlaubten es dem Russischen Reich, seinen Einfluss ebenda auszuweiten - sein politisches Handeln kann als eine der Wurzeln für den verhängnisvollen Siebenjährigen Krieg gelten.
August der Starke litt unter Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und wog zuletzt über 110 Kilogramm. Er starb am frühen Morgen des 1. Februars 1733 nach einem Schwächeanfall im Alter von 62 Jahren in Warschau und wurde am 25. Januar 1734 im Beisein seines Sohnes in der Königskrypta der Wawelkathedrale des Schlosses zu Krakau feierlich beigesetzt.
Sein Herz kam auf eigenem Wunsch in einer silbernen, innen vergoldeten Kapsel nach Dresden, wo es zunächst in der alten katholischen Hofkirchenkapelle zwischen Schloss und Taschenbergpalais aufbewahrt wurde, bis es dann in einer Mauernische der 1755 fertig gestellten Stiftergruft der Katholischen Hofkirche seinen endgültigen Platz fand.
Maße: Höhe mit Deckel: ca. 33,5 cm
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