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Schätze vom Meeresgrund

Sonderausstellung | Ca Mau Schiffswrack - Schätze vom Meeresgrund

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INHALT

Die kostbare Fracht des Ca-Mau-Schiffwracks
Die Porzellansammlung August des Starken
Die Entwicklung der Teekultur in Europa
Die Bedingungen des Handels zwischen China und Europa
Dekore Glossar
Blaue Unterglasurmalerei auf chinesischem Porzellan
Das Westzimmer - zu den Objekten: D9 und D15


Die kostbare Fracht des Ca-Mau-Schiffwracks

1998 sorgte eine sensationelle Nachricht für Schlagzeilen in vietnamesischen Medien: Fischer hatten in den Gewässern der Ca-Mau-Region in 36 Metern Tiefe ein gesunkenes Handelsschiff entdeckt.

Die kostbare Fracht des Wracks: chinesisches Exportporzellan aus der Yongzheng-Zeit (1723-1735), welches speziell für den europäischen Mark bestimmt war.

Das Schiff hatte sich auf der damals bekannten Handelsroute von Kanton entlang der vietnamesischen Küste zum holländischen Handelshafen Batavia (heute Jakarta) befunden. Doch die Ladung sollte ihr Ziel nicht erreichen. Hunderte von Jahren nicht. Denn das mit Porzellan reich beladene Schiff war im Jahr 1725 nach einem heftigen Brand gesunken.

Kaum war der sensationelle Fund entdeckt, wurde der Bergungsort – 90 Seemeilen südlich des Kaps Ca-Mau – gesichert. Sowohl Behörden als auch Museen wurden benachrichtigt. Unter Aufsicht der Regierung konnten die Bergungsarbeiten vorbereitet und durchgeführt werden. Von 1998 bis 1999 wurde das Ca-Mau-Schiffswrack von einem vietnamesischen Archeologen-Team erfolgreich geborgen – trotz schwieriger Wetterbedingungen und finanzieller Engpässe.

Die Bergung förderte eine Anzahl von über 130.000 Kunstgegenständen ans Tageslicht. Das Porzellan stammte aus den bekannten Brennöfen von Jingdezhen (in Jiangxi), Dehua (Fujian) und Guangzhau (Guangdong).

Schätze, welche über 250 Jahre auf dem Meeresboden geruht hatten, waren nun wiederentdeckt worden. Muschelbedeckt und vom Meeressand glatt geschliffen, zeugen noch einzelne Gegenstände von ihrer versunkenen Vergangenheit.

Ein Teil des Porzellans verblieb im Lande selbst; drei vietnamesische Museen erwarben ausgewählte Stücke der gesunkenen Fracht für ihre eigenen Ausstellungen. Doch die Entdeckung hat nicht nur innerhalb Vietnams, sondern auch weltweit für großes Interesse gesorgt. Im Jahr 2005 entschied die Regierung des Landes 76 000 Stücke zu verkaufen – sie wurden zur Versteigerung des Auktionshauses Sotheby`s freigegeben.

Die Porzellansammlung August des Starken

Gemäß dem damals üblichen Anspruch eines Fürsten des 17. und frühen 18. Jahrhunderts seine herausragende Stellung innerhalb der Gesellschaft, der Göttlichen Hierarchie entsprechend, mit Absonderlichkeiten und Curiosa zu bekräftigen, ließ auch August der Starke die außergewöhnlichsten Dinge in seiner Kunstkammer zusammentragen.

Dieser Wille zur Repräsentation und seine große Leidenschaft für das weisse Gold ließen die Dresdner Porzellansammlung zu einer der bedeutensten Sammlung von chinesischen und japanischen Porzellanen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts anwachsen.

Erste Objekte sind ab dem Jahre 1709 in der Sammlung nachweisbar. Diese stehen im Zusammenhang mit der Nacherfindung des Porzellans durch Johann Friedrich Böttger (1682- 1719). Der Beginn intensiverer Sammeltätigkeit ist nicht genau bestimmbar, wahrscheinlich aber ab 1715. Eine Folge davon waren Pläne zum Umbau des gerade erst (1717) erworbenen Holländischen Palais´ (später das Japanische Palais). Jene Pläne versprachen ein Gesamtkunstwerk im „indianischen Stil“.

Die Erwerbungen wurden vielfach auf der Leipziger Messe durch beauftragte Händler, wie die in Dresden ansässige Madame Elisabeth Bassetouche getätigt. Hierbei handelt es sich um holländische Auktionsware entsprechender Ostindien-Compagnien. Aber auch Angehörige des Dresdner Hofes, wie der sächsische Minister Graf Lagnasco bzw. der Generalfeldmarschall und Premierminister Graf Flemming waren im Auftrag des Königs unterwegs. Ferner wurden auch ganze Sammlungen aufgekauft, so der Nachlaß des Kriegsrates Raschke mit 869 Keramiken.
Nach zeitgenössischen Vermeldungen kümmerte sich der König persönlich um die Ankäufe.

Die Porzellansammlung enthält neben dem verbreiteteren Exportporzellan auch zahlreiche Stücke, die eher dem chinesischen bzw. japanischen Markt vorbehalten waren.

Die Entwicklung der Teekultur in Europa 1

Im Zuge der „Entdeckung der Welt“ bekam Europa erstmals Kenntnis von den Genussmitteln Kaffee, Tee, Schokolade und Tabak und so markiert das 16. Jahrhundert die Vorstufe für die Verbreitung der neuen Konsumgüter in der europäischen Gesellschaft.

Der Tee wurde, anders als Kaffee und Schokolade, nicht durch Eroberungen oder Koloniegründungen in Europa bekannt, sondern infolge von Handels- und Missionsinteressen. Letzteres Motiv spiegelt sich vor allem in den ersten Zeugnissen europäischer Berichterstatter über den Tee, den sie in China wie auch in Japan kennen lernten. Aus Quellen des 16. Jahrhunderts ist vorerst mehr über die japanische Teekultur zu erfahren, da hier das Teeritual noch stark verbreitet war, während sich die Chinesen schon vor der Ankunft der Europäer von der streng reglementierten Teezeremonie gelöst hatten und zu einem ungezwungenen Konsum von Blatttee übergegangen waren. So waren es vor allem die Jesuiten, die ab 1549, noch vor der Jesuitenmission in China, in Japan erfolgreich zu wirken begannen. Schon 1561 verfügten die ersten Missionshäuser über einen traditionellen Teeraum mit Teemeister und Teegeschirr, wodurch die Herstellung des Teegetränkes sowie seine Wirkung auf die Gesundheit immer bekannter wurde. Aber nicht nur Missionare, sondern auch Kaufleute interessierten sich zunehmend für das Heißgetränk und seine Heilkraft.
Die Reiseberichte des Holländers van Lindschooten von 1595/96 sind bemerkenswert für die Teegeschichte Europas, weil sie die ersten Augenzeugenberichte über japanischen Tee und Teesitten enthalten.

Auch wenn sich die Entwicklung der Teekultur außerhalb Chinas auch in Japan, Tibet, Indien und ab dem 13. Jahrhundert auch in Persien entwickelte, blieb der Tee im christlichen Europa bis ins 16. Jahrhundert unbekannt.
Erst unter den beiden letzten Dynastien des chinesischen Kaiserreichs, der Ming (1368-1644) und der Quing Dynastie (1644-1912) entwickelte sich eine kontinuierliche Kontaktaufnahme zwischen Europa und dem Reich der Mitte und somit begann auch der Handel mit Tee. Im Jahre 1610 erreichte die erste Teelieferung aus Japan mit Segelschiffen Amsterdam. Die Holländer waren von da an die einzigen europäischen Tee-Importeure bis 1669 die Engländer ebenfalls in den Teehandel einstiegen. Die von den Engländern gegründete East India Company hatte daraufhin bis 1833 das Monopol für Teeimporte inne. Aber auch auf dem Landweg wurde Tee transportiert. Teekarawanen beförderten Tee von China aus quer durch die Mongolei und Sibirien bis nach Russland. Der russische Karawanentee galt als qualitativ besser, da er, im Gegensatz zu Tee, der auf dem Seeweg transportiert wurde, nicht der feuchten Seeluft und dumpfen Schiffslagerräumen ausgesetzt war.

Tee wurde in Europa schnell bekannt, allerdings eher als Medizin, denn als wohlschmeckendes Getränk. So war der Schwarztee vorwiegend für den europäischen Markt gedacht, da dieser durch seine zusätzliche Fermentierung während des Röstens widerstandsfähiger für den Transport über längere Strecken war. Der Grüne Tee blieb von der chinesischen Bevölkerung bevorzugt und ist es bis heute noch.

Auch den Ming ist es zu verdanken was mit der Teekultur bis heute verbunden wird: das Teegeschirr aus Porzellan.
Wie das Genussmittel Tee selbst so geht auch die Errungenschaft der Porzellanherstellung auf das Reich der Mitte zurück. Die Erfindung des Porzellans vollzog sich in China in der Zeit des 6. bis 10. Jahrhunderts. Im 13. Jahrhundert ging die Porzellanware mit der Teekultur in China jene bis heute assoziierte Symbiose ein.

Der Hauptkonsument des Tees in Europa ist zunächst, wie der des Kaffees, aufgrund der Rarität beider Genussmittel im 17. Jahrhundert, lediglich eine schmale Bevölkerungsschicht – die soziale Elite. So hielt die höfische Gesellschaft den Tee für das „In“- Getränk. Ein Grund dafür war der extrem hohe Preis dieses neuen Heißgetränkes, wodurch dieses zu einem höfisch-aristokratischem Statussymbol wurde. Man genoss den Tee vorwiegend mit Zucker. Auch das hatte zwei Gründe: zum einen war Zucker ebenfalls ein teures Handelsgut und zum anderen kaschierte er den bitteren Geschmack.

Die Wertigkeit des Tees steigerte auch das kostbare Porzellan. Als prestigeträchtiges Schau- und Sammelobjekt wurde es seit dem 17. Jahrhundert aus Fernost importiert und später nach der Gründung europäischer Porzellanmanufakturen im frühen 18. Jahrhundert hier selbst produziert.
Ebenso begleitete die aufkommende Orientbegeisterung im 17. Jahrhundert in Europa die Vorliebe für den Kaffee- und Teegenuss. Besonders der Hof von Versailles war Trendsetter dieser Mode: So wurden zum Beispiel die Kammerzofen je nach Art des gereichten Getränkes passend angekleidet, bei Kaffee im Türkenlook, bei Tee in Chinatracht. Aber auch Inventar und Innenarchitektur der Herrschersitze wurden in diesem Sinne gestaltet. So kann man heute neben Schloss Versailles auch in Schloss Pillnitz bei Dresden oder der fürstbischöflichen Residenz in Bamberg den Geschmack jener Zeit nachempfinden.

Bald war der Genuss von Tee und Kaffee im Hochadel Europas stark verbreitet und so fanden sich auch bald in den Häusern des niederen Adels in England, Schottland, Holland, Frankreich und Italien die beliebten Kaffee- und Teegeschirre.

Aber auch die bürgerliche Elite begrüßte den Genuss beider Heißgetränke. So bezeugt die neue Einrichtung - das Kaffeehaus – das intellektuelle und kulturelle Vergnügen das sich aus dem Genuss von Kaffee und Tee ergab. Von Anfang an stellte es einen Gegenpol zu den in Europa angestammten Tavernen und Bierschenken dar. Mit dem Kaffeehaus wurde eine Vergnügungs- und Begegnungsstätte anderer Art geschaffen: hier trafen sich Geschäftsleute, Adlige, Politiker, Künstler und Journalisten, um sich in gediegenem gesellschaftlichem Umfeld sowohl geschäftlich als auch privat auszutauschen.
Erste Häuser entstanden in den Hafenstädten, so zum Beispiel 1647 inVenedig, 1652 in London, 1663 in Amsterdam und in 1672 Paris. Die nächste Gründungswelle in den Handelszentren und Residenzstädten Mitteleuropas wie 1677 in Hamburg, 1685 in Wien, 1700 in München oder 1721 in Berlin erreichte allmählich die bürgerlichen Haushalte. Im Jahrhundert der Aufklärung breitete sich die Kaffeehaus- und Teekultur weiter aus und erreichte schließlich auch die Klein- und Provinzstädte.

Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts etablierten sich so der Kaffee und der Tee in der bürgerlichen Ober- und Mittelschicht, wo man sie im intimen Familienkreis als stimulierende Morgens-, Mittags- und Nachmittagsgetränke zu sich nahm. Ihren Weg in die Privatsphäre fanden sie über das Kaffeehaus und aufgrund der nun fallenden Preise, welche durch den Aufstieg der Kolonialprodukte bedingt waren. So veränderten sie im Privathaushalt die dortigen Ernährungsgewohnheiten und es entstanden aufgrund von munter machenden Eigenschaften die Frühstückssitte sowie die Nachmittagsvesper. Im 19. Jahrhundert griff dieser Prozess schließlich auf die breite Bevölkerung über und bis heute ist der Genuss von Tee eine Wohltat für Leib und Seele.

Die Bedingungen des Handels zwischen China und Europa

Der Handel mit asiatischen Exotika auf dem europäischen Markt erfolgte maßgeblich über die Metropolen London, Amsterdam und Paris. Bis in das späte 17. Jahrhundert existierten für die europäischen Ostindien- Compagnien die chinesischen Zielhäfen Amoy, Chinchon, Ningpo, Fuchon und Kanton. Seit dem Ende dieses Jahrhunderts wurde unter der Mandschu- Dynastie (1644- 1911) durch ein ausgeglügeltes Kontrollsystem des Außenhandels mehr und mehr eine „Politik der Verschlossenen Tür“ gegenüber den Europäern durchgesetzt. Das hatte zur Folge, daß der Handel außerhalb des Reiches auf Kanton beschränkt wurde. Die Ursachen dafür mögen in schlechten Erfahrungen mit Europäern oder auch in der nichtvorhanden Notwendigkeit Außenhandel zu betreiben, liegen.

Eine Gruppe kaiserlich legitimierter Kaufleute (Co- hong) organisierte und überwachte den gesamten Außenhandel. So hatten europäische Handelsgesellschaften während einer Saison von Oktober bis Anfang Januar auf einer Kanton vorgelagerten Insel die Möglichkeit hauptsächlich Massengüter wie Tee, Seide und Porzellan zu erstehen. Ausgesuchte Luxuswaren und besondere Anfertigungen, wie Tapeten bzw. spezielle Dekore auf Porzellan konnten im Rahmen gewisser Freiräume außerhalb der Befugnisse der Co- hong in kleineren Läden erworben werden.

Somit war es dem europäischen Händler im allgemeinen nicht möglich Waren außerhalb des von der kaiserlichen Außenhandelsgesellschaft im Inland organisierten Warensortimentes zu bekommen. Ebenso existierte ein striktes Auswanderungsverbot, als daß die Anwerbung chinesischer Handwerker für europäische Aufträge praktisch unmöglich war.

Dekore Glossar 2

Chrysanthemen: Symbol der Heiterkeit und des zurückgezogenen Lebens, Symbol für die Jahreszeit Herbst.

Fasan: Symbol für Schönheit und Glück

Hase: Symbol für langes Leben. Es herrschte die Vorstellung, dass der Hase 1000 Jahre alt werden könnte. Der Hase steht in enger Verbindung mit dem Mond: Laut Legenden empfing der Hase, indem er in den Mond schaute.

Hirsch: Symbol für langes Leben. Einziges Tier, welches den „heiligen Pilz der Unsterblichkeit zu finden vermag.

Kiefer: aufgrund ihrer immergrünen Nadeln ist die Kiefer ein Symbol für langes Leben. Die Kiefer verändert ihr Aussehen im Winter nicht. Sie steht metaphorisch (gemeinsam mit der Zypresse) für menschliche Freunde, die beständig bleiben – auch in der Not.

Kranich: ist in chinesischen Legenden ein hoch verehrter Vogel, welcher mit vielen mythologischen Attributen belegt ist. Als ein Zeichen für langes Leben taucht er oft in Verbindung mit der Kiefer auf.

Lotus: Symbol für den Sommer. Oft einfach nur als Ornament genutzt, doch im Zusammenhang mit dem Buddhismus steht die Blume für Reinheit und Vollkommenheit.

Päonie: sehr verehrte Pflanze, die als „Königin der Blumen“ angesehen wurde. Symbol für Glück, Liebe und weibliche Schönheit. Blume des Monats März = Symbol für den Frühling

Pflaumenbaum: Zeichen für Glück und langes Leben, da Laozi unter den Zweigen eines Pflaumenbaums geboren wurde. Des Weiteren steht der Baum symbolisch für den Winter, da er im Januar blüht.

Pilz: ein sakrales Motiv, welches für Unsterblichkeit steht

Teepflanze: Der Tee hatte sich im 9. Jahrhundert als Nationalgetränk durchgesetzt. Die Teepflanze gilt als das Symbol ewiger Wachsamkeit. Laut einer Legende kam der indische, buddhistische Missionar Bodhiharma (Ta Mo) nach China. Er gilt als das Haupt der sechs Patriarchen des Buddhismus. Er lehrte, dass die Vollkommenheit nur durch Meditation erlangt werden könnte. Als er selbst einmal während der Meditation einschlief, schnitt er sich – als er erwachte – die Augenlieder ab, um nie wieder einzuschlafen. Sie fielen zu Boden – und die erste Teepflanze wuchs hervor. Schmetterling: Zeichen für eheliches Glück und Freude. Des Weiteren ist der Schmetterling ein Symbol für den Sommer. Ebenso entspricht der Schmetterling dem Wunsch für ein langes Leben.

Weide: besonders verehrter Baum, buddhistisches Symbol für Sanftmut. Der Weide wurden Kräfte zugemessen, um Dämonen zu vertreiben. Des Weiteren wurde aus Bestandteilen der Weide der Trank der Unsterblichkeit gebraut. (Zum Hochzeitsritual gehörte ein Tisch aus Weidenholz. Ein im chinesischen homophones/gleichlautendes Wort zu Weide (liu) bedeutete „vererben“. Insofern diente die Weide auch als Anspielung auf die Fruchtbarkeit.) Außerdem: Zeichen für den Frühling.

Blaue Unterglasurmalerei auf chinesischem Porzellan

Blaue Unterglasurmalerei auf weißem Grund kam in China erstmals in der Zeit der Yuan-Dynastie (Mongolenfremdherrschaft) um 1280-1368 auf.
Bereits 200 Jahre später in der Ming Dynastie gehörte das Blau- Weiß Porzellan zum beliebtesten Alltagsgeschirr der Chinesen.

Die Begründung für dessen große Popularität liegt in der vergleichsweise unkomplizerten Herstellungsweise: nur ein Brennvorgang genügt, um die Farbe auf dem Porzellanrohling zu fixieren.

Die bekannte kobaltblaue Farbe dafür wurde aus der in weiten Teilen Chinas vorkommenden Kobaltoxid- Erde gewonnen. Für die Herstellung anderer Farben war der Aufwand damals weitaus höher.

Diese Erde, auch Su-Ni Po genannt, gab es in den verschiedenen Perioden in unterschiedlich großen Mengen. Je nachdem, wie ein Kaiser in der Lage war, die Bezugsquellen für dieses Mineral an sich zu binden, wurden die Porzellane entweder mit einer hochwertigeren dunkelblauen (kobaltoxidreichen) oder einer minderwertigen hellblauen (kobaltoxidarmen) Glasur versehen.

Das Bemalen der häufig luftgetrockneten Porzellanrohlinge (auch Biscuits genannt) war sehr kompliziert- jeder Strich mußte sitzen, da er nicht ausgebessert werden konnte.

Oft wurden speziell ausgebildete Frauen herangezogen, die mit sicherer Hand tagtäglich die aufwendigen Muster aufmalten.

Nach dem Bemalen wurden das Porzellan mit einer durchsichtigen Lasur überzogen und abschließend gebrannt. Die Lasur schmolz auf und die bis dahin rötlichbraune Malerei färbte sich aufgrund der Hitzeeinwirkung blau.
Bis 1949 wurde für den Brennvorgang Holzkohle verwendet, jetzt erledigen diese Arbeit moderne Elektro-Öfen in wesentlich kürzerer Zeit.

Unterglasmalerei heute

Die Unterglasurmalerei gehört heute zu den technologisch schwierigsten und auch teuersten Dekorationsmöglichkeiten des Porzellans.

Nach dem ersten Brand (ca 950°C) ist der Scherben in einem festen, aber spröden und saugfähigem Zustand. Er kann nur mit Farben bemalt werden, die dem späteren Glattbrand standhalten.

Die Bemalung des Scherbens muß flott und sicher von der Hand gehen, das sie durch das stark saugende Material nur schwer korrigierbar ist. Gegegbenenfalls wird deshalb mit Kohlestift oder Graphit das jeweilige Dekor vorgemalt.
 
Die wasserunlösliche Farbe wird mit Wasser und kohlenstoffhaltigen Malmitteln (z.B. Glycerin) gebrauchsfertig gemacht und mit feinem Pinsel aufgebracht.

Auf das Glasieren folgt der Glattbrand bei ca 1400°C. Er löst das Kobaltoxid in Verbindung mit der Glasur tintisch auf, so das ein leichtes Aushauchen der blauen Farbe zum weißen Untergrund hin entsteht.

Durch die nun entstandene sehr harte Glasur, bekommt die Dekoration einen Schutz, der fast allen chemischen Einflüssen widersteht.

Das Westzimmer

„Im Westzimmer sitz ich, den Mond zu erwarten,
Halb öffne die Tür ich dem Winde entgegen.
Auf der Mauer die Blumenschatten bewegen
Sich schaukelnd, als stiege ein Freund in den Garten“

(3. Abteilung, 2. Aufzug)

„Das Westzimmer“ ist ein Sujet, was seit dem Erscheinen der Novelle „Die Geschichte von Ying- Ying“ von Yuan Djeng (779- 831) in der chinesischen Literatur immer wieder auftaucht.

Der aus dem kaiserlichen Hause stammende Dschau Ling- dschih (1051- 1134) unterteilte dann später den zu rezitierenden Text in zehn Episoden und durchsetzte diesen mit gesanglich vorzutragenden Gedichten.

Eine inhaltliche Veränderung erfuhr das Sujet im 12. Jahrhundert unter dem Titel „Das Westzimmer mit Gitarrenbegleitung“ durch Dung Dschje Yüen. Die Frau wurde nun eher als gleichberechtigte Partnerin in einer Liebesbeziehung betrachtet. Entgegen zu der vormals misogynen orthodoxen Geisteshaltung. Damit stellt sich vorübergehend ein gewisser Umbruch der konfuzianischen Seinsnormen dar.

Der Gehorsam als Ordnungsprinzip in der hierarchisch organisierten konfuzianischen Gesellschaft hatte die übliche Zwangsheirat zur Folge. Man war der Auffassung, daß jeglicher Verstoß gegen die patriarchalische Macht eine gesellschaftliche Unordnung, gar eine kosmische, nach sich ziehen würde.

Um so mehr traf Wang Sche- Fu (ca.1200- 1280) mit seiner Bearbeitung auf die Ablehnung der orthodoxen Geisteshaltung. Hier handelt es sich um ein in fünf Abteilungen und zwanzig Aufzüge gegliedertes Singspiel.

Die Handlung stellt sich wie folgt dar:

Dschang, ein Student und Sohn eines Ministers trifft in der Einsamkeit eines Klosters auf die anbetungswürdige Ying- Ying, die Tochter eines kürzlich verstorbenen Ministerpräsidenten. Es entwickelt sich eine wechselseitige leidenschaftliche Liebe. Ihm wird im Falle der erfolgreichen Abwehr der Belagerung des Klosters durch einen Rebellen ihre Hand versprochen. Während der Abwesenheit des mittlerweile zum Beamten aufgestiegenen Studenten tritt ein Nebenbuhler auf die Bühne. Dieser hatte vormals vom Vater das Eheversprechen erhalten. Geneigt sein Recht einzufordern, versucht er noch den ehemaligen Studenten zu verleumden. Nachdem diese Verleumdung offenbar wird, entleibt er sich und die Liebenden werden ehelich verbunden.

Auszug 1:
Bei der hier dargestellten Szene handelt es sich vermutlich um jene aus
„Das Westzimmer“ 1. Abteilung, 2. Aufzug, in welcher Dschang ein Zimmer in einem Kloster bezieht, von welchem aus er die Angebetete Ying Ying in Begleitung ihrer Dienerin beobachten kann:

Der Abt sagt.

„Unser Kloster hat mehrere Gastzimmer. Ihr könnt Euch
eines auswählen!

Dschang Djing-Djüe singt.

Ich will nicht wohnen in der Halle Pracht,
Nicht in des Südgebäudes weiten Sälen.
Sie seien besseren Pilgern zugedacht;
Ein armer Schüler muß bescheiden wählen.
Gebt eine Zelle mir, nicht groß, nicht schön!
Ich will nur eins: sie muß nach Westen sehn“

Auszug 2:

Bei der hier dargestellten Szene handelt es sich vermutlich um jene aus
„Das Westzimmer“ 1. Abteilung, 3. Aufzug, in der Dschang über eine Mauer in den Garten steigt hin zur Angebeteten Ying Ying und ihrer Dienerin Hung Niang:

„Mit Recht sagt man: Ein kluges Herz wird immer mit einem
klugen Herzen schlagen. Ich muß hinüber zu ihr! Ich will hören,
was sie mir sagen wird.
Er singt

Geschürzt das Kleid! Eins, zwei, drei, vier.!
Schon bin ich auf der Mauer!

Ying Ying bemerkt ihn. Er singt.

Sie lächelt! Schwebt entgegen mir!
Du hältst, o Hung-Niang, sie zurück?
Ist denn dein Herz aus Steine?
Was wehrst du deiner Herrin Glück?
Ihr Wunsch gilt, nicht der deine!

Hung-Niang sagt

Gnädiges Fräulein! Da steigt er über die Mauer! Wir müssen
nach Hause. Ich fürchte, die Mutter wird noch alles merken.“

1 Quelle: Menninger, A. (2004): Genuss im kulturellen Wandel, Stuttgart.
2
Angaben aus: C.A.S. Williams: Outlines of Chinese Symbolism & Art Motives. Third Revised Edition. Dover Publications, New York 1976.

 

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